Praxis für integrative Psychotherapie und Verhaltenstherapie

Diplom-Psychologe Andreas Roth-Biskamp | Bad Hersfeld

Schematherapie

Die Schematherapie basiert auf einer Erweiterung der kognitiven* Verhaltenstherapie zu einem methodenintegrativen Ansatz, indem Konzepte und Methoden aus der psychodynamischen Therapie und der Gestalttherapie, sowie Erkenntnisse aus der Bindungsforschung und der modernen Hirnforschung einbezogen werden. Die Schematherapie bewährt sich insbesondere bei der Behandlung von Persönlichkeitsstörungen.
* (kognitiv = Wahrnehmen und gedankliches Verstehen betreffend).

Die Schematherapie geht davon aus, dass wir Menschen durch intensive und wiederkehrende emotionale Erlebnisse und Lernerfahrungen in unserer frühen Entwicklungsgeschichte (in Kindheit und Jugend) feste Reaktionsmuster (sogenannte Schemata) ausbilden, die dann im weiteren Leben unsere Interaktionen mit der sozialen Umwelt prägen und bestimmen.
In schwierigen Anforderungssituationen unserer Kindheit und Jugend haben wir Menschen diese Schemata entwickelt, um weiterhin unsere Grundbedürfnisse zu erfüllen: Das heißt, Leiden zu vermeiden, uns zu schützen, Bindung zu sichern, Kontrolle zu bewahren, ein positives Selbstwerterleben zu erlangen und uns mehr oder weniger gut anzupassen.

Die Hirnforschung geht davon aus, dass bei der Schemaentstehung feste Verbindungen bzw. Verschaltungen von aktivierten Nervenzellen (Neuronen) im Gehirn zu einem neuronalen Netzwerk verknüpft werden im Sinne einer zunehmend automatisierenden Erlebnisverarbeitung. Intensive und wiederkehrende emotionale Erfahrungen und die entsprechenden Reaktions- und Bewältigungsmuster werden sozusagen in unser Gehirn "eingebrannt", um bei einem Wiederauftauchen der Situation in der Zukunft immer leichter und schneller zu reagieren, im Sinne eines Automatismus.

Früh erworbenen Schemata sind nicht ständig aktiviert, sondern ruhen in unserer Persönlichkeit als Reaktionsbereitschaften. Ein einzelnes Schema und das damit verbundene neuronale Netzwerk werden im "Hier-und-Jetzt" aktiviert, wenn wir in Situationen geraten, die an die Entstehungs-situationen aus unserer Kindheit erinnern und anknüpfen. Und das aktivierte Schema steuert dann oft unbewusst unser emotionales Erleben und Verhalten im Sinne der alten Gewohnheit.

Problematische Schemata: Was früher hilfreich war, kann uns heute belasten.
Aufgrund hoch belastender oder gar traumatisierender Erfahrungen in der Kindheit und Jugend können für unsere weitere Persönlichkeitsentwicklung hinderliche und problematische Schemata entstehen. Diese sind dann in der Regel unflexibel, starr und behindern unsere Anpassungsfähigkeit im weiteren Leben. Solche Schemata nennt man auch dysfunktional, da sie langfristig das Funktionieren in Alltag und Gesellschaft stören. Ein dysfunktionales Schema kann z. B. das ständige sich Unterordnen und Aufopfern einer Person für andere sein, was in der Vorgeschichte einmal hilfreich war um von emotional zurückweisenden und abwertenden Eltern anerkannt und akzeptiert zu werden. Oder jemand zeigt ein übertriebenes Rückzugsverhalten und Streben nach völliger Unabhängigkeit von anderen und es stellt sich heraus, dass diese Person sich als Kind nie auf ihre engsten Bezugspersonen verlassen konnte und häufig "im Stich gelassen" wurde.

Zur Schemaveränderung werden früh erworbene dysfunktionale Schemata innerhalb der Therapie aktiviert und durch imaginative Rückführung zum Kontext der Entstehungsgeschichte rekonstruiert, um sie dann neu zu bewerten. Heute dysfunktionale Einstellungen und Verhaltensweisen werden im Zusammenhang mit der Biographie als durchaus sinnvolles Schutz-, oder Bewältigungsverhalten verstanden und gewürdigt. Der Klient erkennt jedoch andererseits, dass diese Schemata im "Hier-und-Jetzt" nicht mehr adäquat und hilfreich für die Verwirklichung eigener Bedürfnisse und Lebensziele sind. Ein ständiges sich Aufopfern führt langfristig zur Selbstaufgabe, Erschöpfung und fehlender Lebensfreude. Ein übertriebenes und starres Unabhängigkeitsstreben führt allmählich zur völligen Bindungsunfähigkeit und Isolation. Aus dieser Erkenntnis heraus werden in der Schematherapie neue Lernprozesse angeregt und der Therapeut unterstützt den Patienten darin, in problemrelevanten Situationen den "gesunden Erwachsenen" zu aktivieren und alternative bzw. hilfreichere Bewältigungsstrategien im Verhalten, und damit auch im Gehirn, neu zu bahnen.

Ziele der Veränderung von dysfunktionalen Schemata sind eine Verbesserung der Selbstakzeptanz, eine Verbesserung der Selbstfürsorge, eine Verbesserung der Bindungsfähigkeit und das Training sozialer Kompetenzen, um eigene Bedürfnisse und entsprechende Lebensziele innerhalb der Gesellschaft erfolgreich zu verwirklichen.

Die Schematherapie wurde von Jeffrey E. Young und seinen Mitarbeitern in Amerika entwickelt und von Therapeuten wie Heinrich Berbalk und Eckhard Roediger hier in Deutschland eingeführt.

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